Mittwoch, 25. November 2009

"Sie sind hier in Bulgarien." - Eine kleine Anekdotensammlung

Hallo zusammen,

heute gab es eine lustige Begebenheit in meinem Projektunterricht und da fielen mir auch wieder einige andere Geschichten ein, die ich meinen geneigten Lesern natürlich nicht vorenthalten will!
Es folgt also eine ungeordnete Zusammenstellung kleiner Geschichten, die mir hier so im Schulalltag begegnen...

Der Bastelladen
Heute im Projektunterricht fragte ich die verschiedenen Gruppen, was sie für die Herstellung ihrer Modelle benötigten. Unter anderem brauchen die Schüler Styropor bzw. Papmaschee und fragten mich, ob ich wüsste, wo ich das kaufen könne.
Ich: Gibt es hier einen Bastelladen?
Schüler: Was???
Ich: Ein Geschäft, in dem man Sachen zum Basteln kaufen kann.
Schüler: Sie sind hier in Bulgarien!

Parasit
Deutschunterricht in der 11.Klasse, Konrad erzählt gerade etwas über...keine Ahnung...plötzlich geht die Tür auf und ein etwas abgerissener Typ im weißen Kittel kommt herein. Er guckt in die Runde und sagt nur: "Parasit!". Dann fängt er an, systematisch alle Schüler zu "untersuchen" - soll heißen: er geht durch die Reihen und guckt sich die Haaransätze an... Schnell fällt auf, dass er bei den Mädchen länger braucht als bei den Jungs ; ). Dann steht er vor mir (ich sitze hinten in der Klasse), guckt einmal fragend in die Runde und geht weiter. Schallendes Gelächter im Raum...
Ausländer sind also automatisch vor Kopfläusen gefeit?!

Aus der Reihe: Deutsche Sprache, schwere Sprache...
Eine Studentin hält ihre erste Unterrichtsstunde in der 11.Klasse. Ich bin auch dabei, weil ich dort viel lernen kann (heißt es...). Es ist üblich, dass bei den Verben die Form des Infitivs, das Präteritum und das Partizip II angeschreiben werden. Dann tauchte plötzlich das Wort verreisen auf...
verreisen, verriss, verrissen... : ) Super!

Nadja, eine Kollegin bei der ich in der 10.Klasse unterrichte, fragt mich in einem Gespäch: Was planierst du für die nächste Stunde. Ich bin erstmal vedutzt, schalte dann aber und antworte souverän: Deutsche Musik.

Reni, eine weitere Kollegin, und ich sitzen beim bulgarischen Arzt (ich war sehr doll erkältet vor einiger Zeit und sie schleppte mich dort hin...) im Wartezimmer. Reni erzählt mir, dass ihre Tochter und deren Kinder auch gerade krank seien. Die Tochter allerdings erst seit kurzem, denn sie hat sich bei den Kindern angezündet... Herrlich!

Zigeunersommer
Im Oktober habe ich eine kurze Unterrichtseinheit zum Oktoberfest gemacht. Natürlich bin ich im Auftrag der Vermittlung eines aktuellen Deutschlandbildes vor Ort, weshalb ich den Schülern in diesem Zusammenhang viele wichtige Dinge beigebracht habe. Sie können jetzt im Chor: "O`zapft is!" sagen und wissen, was es bedeutet, wenn man sagt: "Ich habe einen Kater.". Das allerdings nur nebenbei... ; )
In meiner Präsentation zum Oktoberfest kam auch vor, dass der Termin des Festes verschoben wurde, weil das Wetter Ende Sptember in Deutschland besser ist. So kam dann der Begriff "Altweibersommer" ins Spiel. Die bulgarische Übersetzung ist "Zigeunersommer".
In einer 9.Klasse trug sich daraufhin das folgende Gespräch zu:
Schüler: Haben sie auch Zigeuner in Deutschland?
Ich: Ja, aber nicht viele und man begegnet ihnen auch anders als hier...
Schüler: Sie können unsere Zigeuner mitnehmen, wir wollen sie nicht!
Ich: sprachlos

Der Helfer des Hausmeisters...
...macht mir Angst! Ich habe ihn im Vorbereitungszimmer der Deutschlehrer kennengelernt und er findet mich gaaanz toll... Blöd: ich war zu nett! Jetzt: permanente Einladungen auf sein Wochenendgrundstück! Noch blöder: Mir gehen bald die Ausreden aus! Zusatzinformation zu IHM: ca. 40 Jahre alt, unrasiert und fettige Haar, untersetzt und reicht mir bis zur Schulter! Aaaahhhhh!!!

Nicht nur aus der Schule, auch aus meiner Wohnung gibt es mehr oder weniger lustige Begebenheiten zu berichten, die hier den Abschluss bilden sollen...

"Mitbewohner"
Ich ahnte nichts böses, als ich eines morgens aufwachte und mich so in meinem Zimmer umsah und dann sah ich ihn: groß und ekelhaft saß er an der Wand, ein Tausendfüßler. Ich, tierlieb und insektenfreundlich, wie ich bin ; ), versuche es also auf die nette Art und entschließe mich zu einer Befreiungsaktion des Tausendfüßlers mit Hilfe eines Glases + Deckel. Leider bin ich noch sehr verschlafen und das Mistvieh ist zu schnell für mich - entwischt und ward nicht mehr gesehen...
4 Tage später (ich hatte ihn schon fast vergessen) ist er wieder da, als ich von der Schule nach Hause komme. Mit Gänsehaut von den Füßen bis zu den Haarspitzen stehe ich ihm mit meiner neuen Waffe gegenüber, dem Kehrbesen! Ich schlage also wild daruf los, bis von dem Insekt keine Regung mehr zu sehen ist, kehre den mausetoten Tausendfüßler auf und befördere ihn nach draußen.
Alles gut, denke ich und erkläre in gedanken mein Zimmer zu einer tausendfüßlerfreien Zone!
2 Wochen später, ich gucke einen Film und bemerke plötzlich eine Bewegung über mir an der Wand! Noch einer!!! Ich hole sofort den Besen und die Schaufel und dann stehen wir uns auch schon gegenüber: er an der Wand (nichtsahnend) ich vor dem Bett. Ich schlage zu, der Besen hinterlässt eine leichte Farbspur an der Wand, doch: daneben! Ich habe nicht getroffen und das Ding ist auf meinem BETT gelandet! Oh man! Für den Bruchteil einer Sekunde bewegt es sich nicht, dann rennt es los Richtung Fußende und verkriecht sich zwischen Laken und Bettgestellt. Nein, denke ich, nein, nein, nein! Das ist mein Bett und das Ding wird dort nicht übernachten! Ich reiße also das Laken samt Matratze hoch, das Bett bricht halb zusammen und Monsieur befindet sich auch schon auf dem Boden unterwegs in Richtung Kleiderschrank. Ich schlage wild drauf zu und...bin am Ende der Gewinner! In meinem Körper wurde bei dieser Aktion so viel Adrenalin freigesetzt, dass ich morgens um 2:00 noch immer hellwach im Bett lag und die Wände anstarrte...
Nicht ganz so dramatisch, aber auch wieder sehr ekelhaft und mit viel Gänsehaut habe ich dann auch einige Tage später den dritten Tausendfüßler besiegt. Yeah!
Dann hat es mir gereicht und ich habe nun das stärkste Insektenspray in meinem Besitz, das im CBA (Supermarkt meines Vertrauens) zu finden war. Seit das zeug auf dem Schrank steht, habe ich allerdings keinen Besuch mehr von dieser Spezies bekommen!

Lost in translation
Vorwissen: (1) Meine richtige, menschliche Mitbewohnerin kann nicht besonders gut Englisch... und (2) ich hatte damit begonnen, abends die Eingangstür zu unserer Wohnung zu verschließen, da dort sonst jeder reinkommen könnte...
Folgende Situation spielte sich dann ab: Küche, früh am morgen. Ich stehe vor der Mikrowelle und warte, dass das Wasser für meinen Kaffee heiß wird. Sie kommt rein, guckt die Tür an, guckt mich an und fragt: "Are you closed?" Ich antworte mit "Yes.", denke mir aber, dass ich doch eingentlich gar nicht so verschlossen bin... : )

So, mehr Geschichten habe ich nicht im Angebot bzw. fallen mir grad nicht ein. Ich hoffe, dass es euch gefallen hat!
Ganz liebe Grüße an euch alle!

2 Kommentare:

  1. sehr schön! wohl prononciert und ausgewogen pointiert, frau dittmän. fühl dich nicht zu sehr "lost in translation" (feiner und trefflicher verweis deinerseits, muss ich zugeben)! es ist ja doch meist recht amüsant.

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  2. köstlich gelacht! immer wieder! und wenn dir mehr einfallen, dann schreib se auch hierrein! bildlich vorstellen kann ich mir die geschichte mit dem eine-million-füßler. das schwein! :-D Grüßle!

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